Eicher Tiger EM 200a - unser 28 Ps Kraftpaket
Wer schon mal mit dem Rechen in der Hand 6000 m ² Heu aufgehäufelt hat, der weiß was richtige Blasen an den Händen sind. Krankheitsbedingt bei mir waren die Blasen auf den Händen meiner Frau. Der absolut richtigste Zeitpunkt, um über die Anschaffung eines Bulldogs zu reden. Das nennt man angewandte weibliche Logik. Man soll die Suppe essen, solange sie heiß ist - ergo - ein Inserat in die Zeitung - Suche einen Traktor nicht nur zum Bestaunen sondern auch zum Bauer spielen.
Der Besitzer eines Eicher Tigers hat sich auf die Anzeige gemeldet und ein Angebot gemacht. Er hatte ihn selbst zum Holzmachen in Gebrauch, war ihm allerdings langsam zu klein dafür. Ideal für meine Zwecke. Ein Bekannter mit Autoanhänger hat das neue Spielzeug abgeholt. Jetzt steht er da - in voller Pracht. Ein Seitenmähwerk war auch noch dabei. Alles ein bisschen angerostet, aber von der Substanz her noch gut in Schuß. Und ein fairer Preis. Im Frühjahr 2001 ging' s los mit der Arbeit. Der liebe Gott muss ein Eicher-Fan sein weil er so einen Superfrühling gemacht hat. Das Seitenmähwerk war schon demontiert und somit zuerst dran. Die Farbe hab ich nach Musterteilen, die ich kurz abgebaut hatte, beim Farbhändler mischen lassen. Die Beratung vom Händler hat sich gelohnt. Grundfarbe und Deckfarbe vertrugen sich mit der Originalfarbe, die noch drauf war.
Die Restaurierung
Hier und da ein paar Bleche geschweißt, etwas ausgebeult und gespachtelt und geschliffen.
Die Elektrik teilweise erneuert, ausgebessert und sauber gemacht. Und wieder spachteln und schleifen.
Grundfarbe drauf
Wer nichts arbeitet, der soll wenigstens anständig trinken. Augustiner Edelstoff, die richtige Verdünnung für den Lackierer.
Obwohl die Bilder am 1. April 2001 entstanden sind, ist der Schlafanzug rechts kein Scherz. Blaue Reifen sehen nach dem 1. April nicht mehr so lustig aus.
Ein letztes Gruppenfoto aller Unbeteiligten.
Und nun ist es Zeit Abschied zu nehmen. Er soll ja in unsere zweite Heimat - nach Griechenland. Und was liegt näher als ihn dem Panajotis mitzugeben, gegen Frachtgebühr versteht sich. Der fährt ja eh wieder da hin, weil er Olivenöl nach Deutschland gebracht hat. Das ist übrigens der oben im Bild am LKW.
Noch nicht richtig angekommen und schon sitzt meine Frau drauf. Die Blasen an den Händen sind übrigens schon verheilt.
Man sieht schon wo es lang geht. Bauer spielen rückt etwas näher. Ein Heuwagen ist dazu gekommen. Den haben mein Sohn und ich selber gebaut. Eine alte Hänger-Achse, einige Metallschienen, Schweißelektroden und sechs Schaltafeln - Fertig ist der Heuwagen.
Der Pflug war um ein Butterbrot zu haben. Er stand in einer Scheune und der Besitzer brauchte Platz. So ist er vermutlich vor dem Schmelzofen gerettet worden - Eine gute Tat.
Auch beim Schwader hat die Farbe mehr gekostet als die Anschaffung. War aber eine mords Arbeit ihn wieder herzurichten.
Zu meinem Fünfzigsten haben meine Freunde zusammengelegt und mir die Fräse gespendet. Das ist das grüne Teil hinten am Eicher. Ich hab natürlich in Vorleistung eine ordentliche Feier finanziert. Die Fräse war die erste große agrarmäßige Anschaffung in Griechenland.
Mit der Transportkiste lässt sich allerhand anstellen. Sei es um Natursteine zu organisieren oder Sand zu transportieren.
Hab ich auch zum ersten Mal in Griechenland abgeschaut. Man nennt das hier links im Bild Katastropheas. Ich hab lange gebraucht, bis ich herausfand, dass das ein Schlegelmulcher ist. Ein irres Teil. Es schneidet Gras, Gestrüpp und sogar armdicke Äste wie Butter. Wenn das
Gerät angelaufen ist und man hört hin, dann versteht man die Kraft. Von der Drehzahl der Zapfwelle - etwa 450 U/min - wird der Mulcher auf ca. 2600 U/min gebracht. Auf dem Bild ist eine Einweisung für die nächste Generation zu sehen. Lass schon mal die Jugend ran. Es macht aber allen unheimlich Spaß. Besonders wenn es nicht zur täglichen Arbeit ausartet.Damit die guten Stücke
nicht verrosten und verrotten haben wir nach gründlicher, deutscher Manier eine Wellblech Villa drum herum gebaut. Es kann einem schon den Magen umdrehen, wenn man sieht, wie hier überall die wertvollen Geräte vergammeln. Außerdem - was nicht gesehen wird, das wird auch nicht geklaut, hoffe ich zumindest. Damit dürfte der Grundstock für' s
Bauer spielen gelegt sein. Traktor, Pflug und Fräse für die Nutzpflanzen - Wagen, Schwader und Mulcher für das Grünland. Dem Gemüseanbau steht nichts mehr im Weg. Ein paar Gräben muss ich noch ziehen, damit der Grund trockener wird. Dann kann man auch
Oliven pflanzen. Das macht man mit einem Minibagger. Aber das ist eine andere, lange Geschichte - und die erzähle ich ein andermal. Zwischenzeitlich ist der Motor vom Eicher mehrmals abgedichtet worden. 2007 ist zu allem Übel auch noch ein Kolbenring gebrochen. Er läuft zwar auch ohne den Ring, aber die Leistung ist dementsprechend. Irgendwo am Zylinder ist er auch undicht. Nach einem neuen Bulldog Ausschau gehalten - und festgestellt, dass einer mit der gleichen Ausstattung nicht unter 20 Kilo Euro zu bekommen ist. Jetzt rentiert sich eine Generalüberholung der beiden Zylinder. Mach ma Nägel mit Köpf und tauschen die kompletten Zylinder aus. Im Internet hab ich dann herrausgefunden, dass es wieder Original Ersatzteile für die Eicher gibt, Ich habe Herrn Ammer angerufen und ihm meine Probleme geschildert. Innerhalb einer halben Stunde habe ich dann nur anhand des Eichermodelles EM200A zwei Zylinder, zwei Kolben und zwei Austausch Zylinderköpfe bestellt. Die Kiste mit den Teilen lag eine lange Zeit bei mir im Keller. Im Urlaub 2009 hab ich es dann angepackt.
Batterie, Motorhaube und Tank sind nur störend - also schon mal abgebaut. Ohne die Verkleidung und das Gebläse kann man drauflos schrauben.
Noch acht Schrauben und man kann an die Kolben ran. An eine Segerringzange habe ich natürlich nicht gedacht. Eine Spitzzange zugeschliffen und ein wenig gebogen, dann ging es auch so. Die Segerringe sitzen im Kolben und halten die Bolzen der Pleuelstangen, mit denen der Kolben befestigt ist.
Die alten Teile sind abgebaut - nun geht es ans Erneuern.
Die Lager der Pleuelstangen waren für die neuen Kolben zu lange und mussten mühsam abgeschliffen werden. Da weiss man erst, was ein Dreieckschleifer in Griechenland wert ist.
Links im Bild sieht man das 10er Flacheisen, das zum Niederspannen des Zylinders eingesetzt wird. Und das wiederum braucht man um das Spaltmass einzustellen. Ist der Kolben am oberen Totpunkt, dann soll er 0.9 mm unterhalb des oberen Randes vom Zylinder sein. Dieses Spiel stellt man mit den im Dichtsatz enthaltenen Unterlegscheiben in verschiedenen Größen ein. Am besten packt man mehr Scheiben rein und zwickt dann, wenn es zu viel ist einige raus. Sonst muss man den Zylinder immer wieder vom Kolben ziehen, und das ist eine Mordsarbeit. Ist das Spaltmass eingestellt, dann kann man den ganzen Block schon mal über Kreuz leicht anziehen. Entgültig wird auf Drehmoment mit 7 kgm festgezogen. Danach können die Einspritzdüsen montiert werden. Beim rechten, neuen Austauschzylinder hat sich beim Festschrauben der Einspritzdüse das Gewinde im Zylinderkopf verabschiedet, obwohl der Gewindebolzen gerade eingedreht war. Nach Reklamation bei Eicher wurde anstandslos ein Austausch zugesagt. Hier an dieser Stelle noch einmal mein Dank an die Firma Eicher Ersatzteile für die kompetente Beratung und die problemlose Abwicklung bei der Lieferung und der Reklamation.
Der Eicher läuft. Zwar wieder mit einem alten Zylinderkopf, den ich wegen des defekten Austauschteiles zurück montiert habe, aber dafür mit richtig "Schmalz". Die Betriebstemperatur übersteigt kaum 100 Grad. Die Reparatur hat sich durchaus gelohnt. Den zweiten Zylinderkopf werde ich im Frühjahr nochmal austauschen.
Der Zylinder ist nun getauscht. Der Eicher läuft wieder wie vorher. Auf der Suche nach Sprit haben sich vermutlich Zigeuner an dem schönen Stück zu schaffen gemacht und die Dieselleitung brachial abgerissen. So musste ich wieder mal ran. Glück im Unglück ist der verdreckte Filter am Tank links im Bild. Sowas hätte ich bei der Wartung nicht entdeckt.Wenn man sich den Filter anschaut, dann fragt man sich, wie der Bullog so noch umging.
Die schöne Fritzmeier Plane ist mit den Tagen ganz schön in Mitleidenschaft gezogen worden. Rausstehende Äste unter Bäumen mag sie gar nicht. Mitlerweile konnte man das gute Stück nur noch an der Fritzmeier- Prägung erkennen. Das Obergestell war wider Erwarten noch recht gut in Schuß. Ich hab es nur grundiert und gestrichen. Die neue Plane muss noch verklebt werden usw.
Was noch wichtiger ist - das abgefaulte Fenster, oder besser der Rahmen. Dazu habe ich mir aus Germania abgewinkelte Alubleche und Zwei Komponentenkleber mitgenommen. Restauration auf „Griechisch“, mit Holzleisten und Schraubzwingen. Einfach - aber es funktioniert. Ist der Rahmen wieder aufgebaut, dann kann man mit Spachtel und Kleber viel machen. Am Ende sieht man dann nix mehr von dem ursprünglichen Rosthaufen. Ich hab mir übrigens in Griechenland meinen Benz - Baujahr 2013 auf diese Weise herrichten lassen. Für wenig Geld und gute Arbeit. Das ist zwei Jahre her und hält. TÜV sagt - gut.
Rechts das Bild ist 2016 kurz vor der Rückfahrt entstanden. Für 2017 gibt es wieder was zu tun.